Das Licht blendete ihn und er versuchte, seine Hand vor die Augen zu ziehen. Doch es gelang ihm nicht. Wo war seine Hand? Was war das für ein Licht? Wo war er bloss? Was war geschehen? Langsam und vorsichtig versuchte der Zwerg seine Augen zu öffnen. Er sah einen dunklen Schatten rasend schnell auf sich zukommen, doch bevor sich ein entzetzter Schrei aus seiner heiseren Kehle lösen konnte, flüsterte eine ihm wohlbekannte Stimme beruhigend: „he Grosser, ausgeschlafen?“
Ein erleichterter Seufzer entfuhr dem Erwachenden. Der Schatten wurde klarer
und es war offensichtlich, dass unser Freund nichts zu befürchten hatte. Die Stimme gehörte Pfiff, dem kleinen Einhörnchen van der Buche. Endlich öffnete der Zwerg seine Augen ganz und blickte direkt in die kleinen, dunklen Knopfäuglein des freundlichen Einhörnchens. „Van der Buche, alter Freund! Wie gut dich zu sehen. Wie gut dass du noch lebst“ Die Stimme des Zwergs zitterte. Nun kamen die Erinnerungen langsam zurück. Das unheimliche Brummen der Sägen. Alle Tiere auf der Flucht. Der Zwerg erinnerte sich, dass Klein Pfiff als einer der ersten die Siedlung verlassen hatte. Sie hatten sich traurig, aber tapfer auf Wiedersehen gewünscht, wohlwissend, dass der Ausgang dieses ungewollten Abenteuers nicht in ihren Händen lag und ein Wiedersehen diesseits des Sonnenuntergangs im Ungewissen lag.
„Wie fühlst du dich denn jetzt?“, unterbrach Pfiff seine Gedanken. „Du hast recht lange geschlafen! Aber so müde und erschöpft wie du warst, ist das ja auch nicht weiter verwunderlich!“
Endlich richtete der Zwerg sich halbwegs auf und blickte einigermassen erstaunt um sich. Sein Kopf dröhnte noch etwas, doch seine Gedanken wurden allmählich klarer.
„Pfiff, wo sind wir? Sind wir in Sicherheit?“ Das kleine Einhörnchen wiegte nachdenklich den Kopf hin und her, doch seine lustigen Augen blitzten fröhlich. „Wir sind bei Piep, der Kohlmeise im oberen Nadelwald. Ob wir hier in Sicherheit sind!? Ich schon. aber Du? Das wage ich zu bezweifeln. Piep wohnt hier ja nicht allein und die anderen Vögel dulden eigentlich keinen Besuch. Für die letzten Stunden haben sie eine Ausnahme gemacht, weil Du ja verletzt bist, aber…..“ der Rest des Satzes hörte der Zwerg nicht mehr. Verletzt? Er blickte da hin, wo erseine rechte Hand vermutete und erschrak. Dick eingebunden in winzige, flauschige Vogelfederchen und dickes Moos lag sie da. „Was ist geschehen?“
Pfiff wand sich. „Wir wissen es nicht. Gestern am späten Nachmittag, es dunkelte schon und der Wald war voller unheimlicher, tanzender Schatten, kam Piep aufgeregt angeflogen und schnatterte, du lägst verletzt am Waldrand, wir müssten Hilfe holen. Helmuth, der Habicht, hat dich dann in einem Anflug von seltener Hilfsbereitschaft hierhergeflogen. Mehr weiss ich nicht.“ In dem Moment kam Piep zurück und die drei Freunde besprachen die Lage. Eins war klar: dem Dröhnen der Sägen nach hatte sich die Lage in der Waldsiedlung noch nicht entschärft. Wer wusste, ob der Feind nicht morgen schon hier sein würde? Der Zwerg drehte seine Hand vorsichtig hin und her. „Das müsste reichen!“, brummte er. „Morgen früh mach ich mich wieder auf den Weg. Ich kann euch gar nicht genug danken für eure Hilfe!“
2 thoughts on “Der Zwerg: hilfe auf der Flucht”
Liebi Anna
So e spannendi Fortsetzig vo de Zwergegschicht! Das git bis am Schluss e mega cooli Bilderbuechgschicht! Das muesch dir unbedingt überlege! :-))
Liliane Staub
Mega spannend! 😊
Prinzässin